Engelbertus
(*4.März
1728
+26.August 1766) Paul-Simeon (*7.November 2005 )
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Jacob Kempkes der Buergermeister (*1822+1886)
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Hier kommt nun die"Erbgeschichte":
Im Nachlasse meines Vaters habe ich den Durchschlag des nachfolgend wiedergegebenen Briefes gefunden. Zu seinen Lebzeiten hatte ich von dem Vorgang, welcher zur Zeit seines Wirkens als Syndicus der Kreishandwerkerschaft zu Paderborn spielte nie erfahren. "Erben" als Gespraeschsthema galt in meiner Familie als schaendlich, ( weil Zeichen persoenlicher Unfaehigkeit zur Schaffung von Werten ) . Und eine "handfeste" Erbgeschichte stellt der folgend wiedergegebene Text auch nicht dar. Er wird von mir mehr der Koketterie mit einer gewissen Pseudohistorienschreiberei wegen eingefuegt.
So sei es denn! Mein Vater sitzt derweil auf der "Himmelsbank" u. schmunzelt breit u. behaglich.:
- Abschrift -
"Dr. Franz S c h u l t e
Paderborn Liboriberg
3
Paderborn, den 7. Dezember 1933
An das
Anerbengericht beim Amtsgericht
in
E r w i t t e
- - - - - - - - - - -
Kreis Lippstadt.
Hiermit mache ich mein Anerbenrecht auf den Hof Schulte-
te /
Quante in Schallern, Kreis Lippstadt geltend.
B e g r ü n d u n g ! Mein Ururgrossvater
Franziscus Schulte /
Schulenberg heiratete die Maria Christinia
Uelentrop. Aus dieser
Ehe gingen 4 Söhne hervor und 2
Töchter. Franziscus Henricus
Schulte / Schulenberg ( mein
Urgrossvater ) verblieb auf dem Hof
Schulte / Schulenberg. Dessen
Bruder Hermann Josephus verstarb
sehr früh. Sein Bruder
Viktor Henricus hatte keinen männlichen
Nachkommen. Sein Bruder Franziscus Kasparius erwarb den Hof
Schulte / Quante in Schallern. Aus seiner Ehe ging nur ein
männlicher Nachkomme ( das einzige Kind ) hervor. Dessen Ehe
blieb ohne Nachkommen. Die Ehefrau dieses Schulte / Quante
lebt
heute noch, und hat eine Nichte zu sich genommen. Mein
Ururgrossvater heiratete eine Anna Maria Wilmes. Aus dessen Ehe
gingen 11 Kinder hervor und zwar 4 männliche und 7 weibliche
Nachkommen. Der älteste Sohn Franziscus verblieb auf dem Hof
Schulte / Schulenberg. Sein Bruder Henricus Antonius verstarb
mit 4 Jahren. Der Bruder meines Grossvaters Viktor hatte keinen
männlichen Nachkommen und der Bruder Gottfried verstarb mit
3 Monaten. Mein Grossvater heiratete eine Elisabeth Hage aus
Hemmer. Aus dieser Ehe gingen hervor 1 männlicher ( mein
Vater
und 4 weibliche Nachkommen. Mein Vater heiratete eine
Auguste
Fredebeul. Aus dieser Ehe ging ich hervor und meine 3
Schwestern.
Zum besseren Verständnis lege ich Ihnen eine Stammbaum-
tafel
bei, woraus Sie ersehen, dass ich der letzte männliche
Nachkomme in der Verwandtschaft bin und daher ein Anrecht auf
den Hof Schulte / Quante in Schallern habe.
Falls Sie für Schallern nicht zuständig sein sollten,
bitte ich Sie höflichst, das Schreiben mit Anlage dem
zustän-
digen Anerbengericht zuzusenden.
Mit deutschem Gruss
1 Anlage
!
Heil Hitler !
( Unterschrift )
"
-------ENDE Abschrift ---------------
Seit dem Verlust des Fredebeulschen Hofes lebte meine Familie in Paderborn.
Dort besuchte mein Vater das
Theodorianum ( die alte "Jesuitenschule",
an welcher sein Enkelsohn Franz im Nov.1997 sein Studienreferendariat
beendet hat und unweit welcher sein Sohn u. Stammhalter, der
Autor dieser Dichtung vom "Erzbischöflichen
Knabenseminar" aus das in Trümmern liegende
Nachkriegspaderborn durch seine "privaten Ausgrabungsabenteuer"
unsicher machte. ).
Dort fand er seine beiden
Freunde.: Den späteren Prälaten Dr. Kaspar Schulte ( KAB,
kath. Maennerarbeit in Deutschland, nach dem Kriege kurzzeitig
Bürgermeister von Paderborn ) und den späteren
Volksbankendirektor
Dr. Heinrich Rüsing. Beide Freunde begleiteten seit dem das
Leben meiner Familie.
Besonders die Biltzbesuche des ungemein
vitalen und stets in voller Rotation befindlichen "Onkel Kaspar"
( sein Chauffeur musste wiederholt im Auto mit laufendem Motor vor
unserem Hause warten, waehrend sein Boss eine Stippvisite bei uns
machte ) sind mir in lebhafter Erinnerung. Wir haben manchen Ulk mit
einander gemacht. Regelmäßig bekam ich ein buntes
Heiligenbildchen geschenkt.
Onkel Kaspar hat meinen Vater
dann auch neben Mutter beerdigt. Er war zeitweilig Domprediger im
Hohen Dom zu Paderborn gewesen. Seine altersschwach gewordene
Stimmgewalt konnte sich bei der Grabrede am 31. Januar 1974 fuer den
Freund kaum gegen den bruellenden Autobahnlaerm, der den Kamener
"Fried"hof benachbart durchsetzen. Diese Szene hat mich
ungemein angeruehrt.
Mutter haben wir am 23. Februar 1968 in das
neu angelegte Familiengrab in Kamen in Westfalen zur ewigen Ruhe
unter den dort aufliegenden Findling gebettet. Unsere
Tante Marianne, (* 18. September 1892), die unverheiratete
Schwester meines Vaters,
ist am 30. Oktober 1970 in das alte Grab in Paderborn gelegt worden.
Die unendliche Community - oder:
Vater lehrte mich.:
"Junge, ein Volk, das seine Toten nicht mehr ehrt, hat
keine Zukunft."
Mein Vater im Originalton(*.wav
991 KB)
Meine , (
*.mpg 3.3 MB) in
welcher er sein Enkeltöchterchen Rita bewegt bei der
Grabpflege für die Großmutter beobachtet, erinnert mich
immer wieder an ein Wissen, welches unseren Tagen radikal abhanden
gekommen zu sein scheint.
(Kein Feeling mehr? Alles
totakademisiert? Abgetaucht in unserer Belle Époque?
Hatten wir das nicht bereits in diesem Volke?)
Vater
wirkte in Paderborn seit 1929 als Syndicus der Kreishandwerkerschaft
( er wurde von seiner Klientel liebevoll "Handwerkerpastor"
genannt ) eng mit dem ihm übergeordneten Dr. Holzapfel zusammen
und hat das Institut von klein bis zur Kreisgroesse aufgebaut.
Ausserdem wurde er am 28. Februar 1936 vom Aufsichtsrat zum
zeichnungsberechtigten ehrenamtlichen Vorstandsmitglied der
Gewerbebank ( jetzt Volkdsbank e.G.) gewählt.
Seine Reisen führten ihn oft bis nach Höxter. Von den
Nazionalsozialisten
wurde Vater schliesslich vertrieben und konnte als
Prokurist bei alten Bekannten, die in Muenchen ein grosses
Bauunternehmen betrieben und
eigene Autobahnstrecken versorgten (
Firma Schmitt & Junk )
unterkommen.
Dr. Friedrich Holzapfel dagegen verschwand in den NS-Kerkern. Nach dem Kriege war Dr. Holzapfel Gesandter der Bundesrepublik Deutschland in der Schweiz.
( Seine Frau, die Pensionatsschwester meiner Mutter,
Tante Elisabeth Holzapfel, wurde mir von meiner Mutter bei ihrem Tode
als "Vicemama" gegeben. Unsere Wege haben sich verloren,
seit ich sie zuletzt ( bereits die historisch kritische Theologie der
von mir so genannten "CIC" vor Ort in Muenchen
erforschend ) im "ehemaligen preussischen
Gesandtschaftspalais" in Bern besuchte.
Sie
war immer noch aktiv mit ihren Kindern in die politische Landschaft
Europas involviert. Mich aber bewegte "das Europa der
reformverpflichteten Katholizitaet" schon damals mehr als alles
Revolutionaere sonst.
Karl Junk aus Paderborn - nun also, wollte
damals mein Patenonkel
werden, - und wurde es auch.
Karl Junk war schon ein alter Mann
- aaaber - bei den Arbeitern als "ein
Mann aus Eisen" gefuerchtet. Es kursieren etliche Anekdoten
ueber seinen ungemein rauhen aber ehrlichen Umgang mit seinen Mannen.
Ich habe ihn nur 1 x gesehen.
In Muenchens damaligem
Renommierobjekt, der "Borstei", unweit von meines
Patenonkels Firmengelaende wurde ich am 15. Dez. 1938 geboren.
Meine Mutter hoerte sogleich nach der
Entbindung von draussen die Soldaten in Kolonne marschieren und
sagte.: "Jetzt beginnt der Krieg."