Soeben, 25.04.2002, Uhr 17,15
Zu Gast;
Jürg Schönbohm, Innenminister Brandenburgs
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, ehem. Justizministerin
Thema:
Innere Sicherheit.
--
(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur
nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg.
Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )
--
SM Sandra Maischberger
S Jürg Schönbohm
L Leutheusser-Schnarrenberger
START
SM
Wie ist die Gefahrenlage in Deutschland?
Sie sind 1995 zurückgetreten, - wg. Lauschangriff. Damals nicht so gefährlich
wie jetzt?
L
Ja (nicht so gefährlich wie heute)
SM
Wären Sie jetzt zurückgetreten?
L
Ja. (Erläutert Historie u. Parteidisziplin)
SM
Hat die Politik unsere Fachleute im Stich gelassen?
S
Im Sept. haben wir erkannt, dass die Gefahr hier bei uns liegt.. Wir haben
das lange unterschätzt.
SM
Wie lange haben wir das unterschätzt?
S
Wir haben die Multikultidiskussion gescheut und sind erst im September wach
geworden.
L
Kritisch muss man sehen, dass unsere Verfassungsschutzstruktur (noch) zu
wenig für die Terrorismusbekämpfung organisiert ist.
SM
Sind die ersten „Schläfer“ bei uns jetzt gefasst?
S
Das müssen wir erst einmal feststellen. Die bewegen sich (lt.Mao) bei
uns wie „Fische im Wasser“.
L
Die „Schläfer“ haben sich sehr gut bei uns involviert und waren kaum
zu entdecken.
Jetzt können wir inzwischen Straftaten eher nachweisen.
S
Jetzt ist ein Asylbewerber in Brandenburg ausgewiesen worden ( arabischer
Raum), für den keine gesetzlichen Grundlagen zu finden waren. Rasterfahndungen
sind jetzt hilfreich, wo wir früher keine Straftaten nachweisen konnten.
Die internationale Vernetzung, (Schnittstellenproblematik bei Datenbanken)
ist immer noch sehr problematisch.
SM
Die jetzt gefassten 13 Verdächtigen sind genau so, wie die früheren
Entdeckungen von ausländischen Schutzdiensten geliefert worden. Sind
wir in Deutschland relativ unfähig?
L
(Blabla. Lenkt ab. - Wie schön, dass wir mit dem Ausland so gut
zusammenarbeiten können.)
S
Datenschutzrechtliche Fragen sind bei uns die entscheidende Problematik.
SM
Unser „guter“ Datenschutz ist der Grund für unser relatives Versagen?
L
Nein. Es geht um den Schutz von Daten über Menschen, die nichts verbrochen
haben.
Die jetzige Situation wird politisch missbraucht, um unseren Datenschutz aufzuweichen.
S
Es geht gar nicht NUR um den Datenschutz. Aber es geht sehr wohl AUCH um
unseren dringend reformbedürftigen Datenschutzkomplex.
PAUSE
SM
Man muß nach Wahlergebnis Sachsen-Anhalt im Bundesrat kein Theater mehr
spielen?
S
Erklärt das Zustandekommen des Begriffs Theater im Kontext.
SM
Innere Sicherheit – ist FDP nahe bei SPD? Grundsätzliche Differenzen?
L
Beispielsweise „Einsatz der Bundeswehr“ haben wir FDP immer abgelehnt.
S
Gesetzliche Bestimmungen zum Datenaustausch müssen erweitert werden.
(Im eigenen Lande klappt das – auch - nicht befriedigend: Organe- Polizeibehörden,
Bundeskriminalamt, Verfassungsschutz etc, etc.)
SM
Rasterfahndung in Vergangenheit erfolglos?
L
Ich bin da nicht optimistisch. Input dabei zu aufwendig. Von FDP mit erfunden.
Das aber ist nicht die Generallösung.
S
Ich kann Ihnen kein Erfolgsbeispiel aus Brandenburg nennen.
Die jetzt gefassten Beschuldigten sind aus Italien gemeldet ( nicht im Raster
gefangen).
Mit Entwicklung der Rasterdichte ( + KI – Lernfähigkeiten)
verbessern sich die Erfolgaussichten.
SM
Djerba-Erfolg: - Lauschangrifferfolg?
S
Die Überwachung mit technischen Mitteln (Raum-, Telefonüberwachung)
ist unverzichtbar wichtig.
L.
Damals war Schwerpunkt für Lauschangriffe die Drogenkriminalität.
Auch bei jetziger Prioritätenverschiebung, ist die Effizienz fragwürdig.
Der Personenschutz ist immer zu bedenken.
SM
§
129 b Terroristische Vereinigung – jetzt auch – außerhalb Deutschlands,
-wäre Belangungsmöglichkeit für Djerba gewesen?
L
War schon beim RAF-Terror ein Thema. Damaliger Generalbundesanwalt sagte (schon damals),
„das kann ich Staatsanwälten etc. kaum zumuten......“
Das – alles - wird jetzt wieder politisch missbraucht.
S
Ich finde den § 129 b sehr richtig. Die Frage ist, ob wir immer genau
definieren können, was eine „terroristische Vereinigung im Ausland“ ist.
SM
Arafat heute zu Besuch in Deutschland – Terroristenrelevanz?
S
Es gibt ja auch Ermessensspielräume.
L
Es wird jede Ermächtigung des Justizministeriums zum schlimmen Politikum.
(Stellt weitere parteipolitische Gewichtungen differenziert im Vorfeld der
kommenden Abstimmung vor.)
SM
Wir sind heute zwar nicht zur „Gefahrenlage in Deutschland“ gekommen, werden
das jedoch nachholen.
END
Bye!
charly1
( Carl-Elmar
Schulte-Schulenberg )
(Zu den Fußnoten: Fettschriften
wurden von charly1 gesetzt:)
Leutheusser-Schnarrenberger, Sabine (*1951), Juristin und Politikerin (FDP), Bundesministerin der Justiz (1992-1996).
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger wurde am 26. Juli 1951
in Minden (Westfalen) geboren. Nach dem Abitur 1970 studierte sie in Göttingen
und Bielefeld Rechtswissenschaften; 1978 beendete sie ihr Studium mit dem
zweiten Staatsexamen. Von 1979 bis 1990 war sie am Deutschen Patentamt in
München tätig, zuletzt als Leitende Regierungsdirektorin, zuständig
für die Abteilung Verwaltung, Personal, Haushalt sowie für die
Zusammenführung des Patentamtes der ehemaligen DDR mit dem der Bundesrepublik
[...] Im Mai 1992 löste Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Klaus Kinkel,
der in das Außenministerium wechselte, im Amt des Bundesministers
der Justiz ab. Im Dezember 1995 reichte sie ihren Rücktritt vom Amt
der Justizministerin ein, da sie das von der Bundesregierung unter Helmut
Kohl geplante (und schließlich auch verabschiedete) Gesetz zum so genannten
Lauschangriff nicht mit ihrem Demokratieverständnis vereinbaren konnte
und mit ihrem Widerstand gegen den Lauschangriff auch in der eigenen Partei
auf Kritik gestoßen war. Ihr Nachfolger im Ministeramt wurde im
Januar 1996 Edzard Schmidt-Jortzig (ebenfalls FDP). In der Folgezeit trat
die streitbare Liberale wiederholt öffentlich als Kritikerin der Regierung
Kohl auf.
Seit 1997 praktiziert Sabine Leutheusser-Schnarrenberger neben
ihren politischen Ämtern als Rechtsanwältin in München. Im
Dezember 2000 wurde sie überraschend zur Landesvorsitzenden der FDP
in Bayern gewählt.
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Das Bundesministerium des Inneren, das für die innere Sicherheit und den Rechtsfrieden verantwortlich zeichnet, betreut mit einer Zentral- und elf Fachabteilungen ein breit gefächertes Aufgabengebiet. Hierzu zählen neben den Bereichen der inneren Sicherheit, des Verfassungsschutzes und der Verwaltung auch die Belange des öffentlichen Dienstes sowie Ausländer- und Asylangelegenheiten. Kultur, Sport und Medien, Polizei, Katastrophen- und Zivilschutz, sofern nicht in der Zuständigkeit der Bundesländer, gehören ebenfalls zu den Ressorts des Innenministeriums.
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Generalbundesanwalt
Generalbundesanwalt, Bezeichnung für den leitenden
Staatsanwalt beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe sowie zugleich für
die Behörde als Ganzes (Bundesanwaltschaft). Der Generalbundesanwalt
tritt bei Strafsachen der Oberlandesgerichte in Erscheinung (§ 142 a
Gerichtsverfassungsgesetz). Er befasst sich bevorzugt mit Staatsschutzdelikten.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann er ein Verfahren allerdings auch an
die zuständige Landesstaatsanwaltschaft abgeben.
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( Allgemeine Copyrightanmerkungen des Autors )
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