Soeben bei n-tv-Maischberger, 30.05.2002, Uhr 17,15
Teil 1. (Teil 2. heute Uhr 20,15)
Zu Gast:
Gerhard Schröder, Bundeskanzler
Sir Peter Ustinov, Schauspieler
Thema:
Die Gefahr von Vorurteilen
(Wider das Gift der Vorurteile. Veranstaltet von der Friedrich -Ebert - Stiftung)
--SM Sandra Maischberger
(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )
--
START
SM
Veranstaltung der Friedrich Ebert Stiftung.
Warum eignet Sir Ustinov sich so gut für dieses Thema?
S
Charakter.
SM
Erstmals heute den Bundeskanzler persönlich. Haben Sie Vorurteile gegen
ihn?
U
Eifersüchtig auf des Kanzlers Popularität.
Herr Bundeskanzler, - wie kommt es, dass Sie so gut Deutsch sprechen?
(gemeint "Subtilität". Schröder kapiert erst spät.)
S
Weil ich so schlecht Englisch spreche.
SM
Sie benutzen Begriffe wie „faule Säcke“ (Lehrer) „Faulenzer“ etc.
S
Wenn man Gruppen oder Einzelnen Unrecht tut, muss man sich dafür entschuldigen.
Jedoch: Wenn etwas sehr deutlich gemacht werden muss, sollte man das Risiko
der Übertreibung kalkuliert eingehen.
SM
„Proletenkind“ Ist Ihnen dieses als Vorurteil oft begegnet?
(Foto: "Gesicht gezeigt.")
S
Ja. (Zugangsprobleme zu Bildungsmöglichkeiten)
SM
Über Ehrgeiz den sozialen Aufstieg zum Bundeskanzler gemacht?
S
Ja.
SM
Durch bürgerliche Herkunft Geringschätzung für Proletarier?
U
Mutter sehr flexibel, weltoffen. (Großmutter bigott – schwach in Geographie.)
(Erzählt - durchgehend - ungemein geistreich und witzig über
sein Verhältnis zur deutschen Kultur.)
Adelsprädikat des Vaters prädestinierte den – unter den kleinbürgerlichen
Nazis - zum diplomatischen Dienst in England.
(Foto: "Gesicht gezeigt." - ustinov01)
SM
Als Ausländer in England assimiliert?
U
Nein.
SM
Wurde Deutschlands moralische Belastung aus Historie im Ausland realistisch
beurteilt?
U
Nein.
SM
Begegnet Ihnen das Bild des „Bösen Deutschen“ auch heute noch im Ausland?
S
Nein.
Jedoch: Die Oberflächlichkeit bei der augenblicklichen FDP-Antisemitismusdebatte
kann Deutschlands Ruf beschädigen. Ich hoffe, dass das noch glasklar
geklärt wird.
SM
Ist es Antisemitismus zu sagen:“[Zitat: Möllemannaussage zu Sharon
u. Friedmann]“
U
Nein.
Mein Urgroßvater war Jude und Professor in Haifa, - habe ich sehr
spät erfahren. Darüber habe auf Außenminister Fischers Einladung
hin vor Rabbinern in Israel gesprochen ( und meine „ethnische Unsauberkeit“
gepriesen). Zustimmung gefunden, weil ich die Vorurteile der Rabbiner nicht
akzeptiert habe.
SM
Möllemanns Aussagen wichtig?
(Foto: "Gesicht gezeigt." maischberger01)
U
Nein.
S
Ja, doch!
(Unterschied zwischen Sir Ustinov & Möllemann als Absender. – Omne
quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.)
Israel ist - etwas überspitzt gesagt - die einzige funktionierende
Demokratie im Nahen Osten. (Gewichtung der Möllemann-Aussage.)
SM
Faktisch Antisemitismus in Deutschland. Ohne Möllemann u. Karsli gäbe
es diese Debatte nicht. Ist das Wahlkampfstrategie?
S
Sehr gut möglich.
(Zeigt außenpolitische Gefahr auf.)
SM
Sind Politiker geeignet als Hüter vor „Gift der Vorurteile“?
U
Weiß ich nicht.
(Foto: "Gesicht gezeigt." - ustinov01)
(Skeptisch – siehe Rabins Fehlbeurteilung der Terrorismusfrage und dann sein gewaltsamer Tod durch einen Juden. = Vorurteil Rabins - bei einem Interview mit Sir Ustinov: „Terroristen können nur die Palestinenser sein“.)
-------------------END (Teil 1) ----------------
Soeben bei n-tv-Maischberger, 30.30.2002, Uhr 20,15
Teil 2.
START
SM
Vorurteil „Genosse der Bosse“ widerlegbar?
S
Will ich gar nicht.
SM
„Instinkte statt Visionen“?
S
Falsch.
SM
„Machtmensch“?
S
Falsch. („Wollen müssen“)
SM
Konsensprobleme?
S
Beispiel: Balkankriege – im Volk wurden die Entscheidungen skeptisch gesehen.
Später wurde das positiv gesehen. (Konsens kam später)
SM
Was ist wichtig zu bereden?
S
Nicht nur Fußball.
(Foto: "Gesicht gezeigt." schroeder02 )
SM
Was waren für Sie die schlimmsten Vorurteile? („Ewiger Komödiant“)
U
Zu viele. – Nachdenken kann ich hier nicht, - zu wenig Zeit.
Engländer wundern sich, dass ich jetzt nicht dort lebe. Ich vergesse
Unannehmlichkeiten.
Journalisten sind mir oft zu oberflächlich.
SM
Haben Sie Vorurteile gegen Journalisten?
S
Nur Urteile. [ gute ;-)) ]
SM
Bitte konkret. (verführt zu Attacken gegen ihre eigene Position)
S
Prozess zwischen Politikern und Journalisten geht immer da hin, dass nur
1 Seite Recht hat. (Die Journalisten)
SM
Ihre Initiative zur Gründung von Lehrstühlen gegen Vorurteile?
U
Mein Alter ist wichtig. Trotzdem kommt man nie an den Kern der Sache.
Generationenproblematik. Das größte Problem sind die Leute in
der (Lebens-)Mitte, weil sie zu viel Energie haben. Wir werden viel schneller
den Tod vergessen als die Erniedrigungen. (Naher Osten)
SM
Vorurteil = Dummheit?
U
Oberflächlichkeit.
S
Gefühllosigkeit.
SM
Wendet Ihre Uni sich an die Menschen, die Kriege verhindern oder forcieren?
U
Meinungen sind Ok. – Gefrorene, geerbte Meinung ist Vorurteil. Man muss
revolutionär sein.
SM
Vorurteil Beispiel: Ausländerquoten in Schulen. (Gabriel) Ist es möglich
eine Meinung zu formulieren, ohne sofort als Vorverurteiler abgestempelt zu
werden?
S
Pisastudie beweist Problemlage.
(Differenziert – Sprachbeherrschung Voraussetzung zur Integration + innerfamiliäre
Strukturveränderungen bei Zuwanderern)
SM
Mangelnde Sprachfähigkeit der Politiker?
S
Ja.
SM
Haben Politiker Angst, „in die falsche Ecke“ gestellt zu werden? (wenn sie
sozial so heikle Fragen angehen, wie Sprachbeherrschung)
S
Ja.
SM
Angst vor dem Fremden international Normalität?
U
Ja. (In Tälern
mehr Vorurteile als in den Hafenregionen)
Wir sind nicht mit Vorurteilen geboren.
S
Kinder sind die größte Chance.
SM
Naiv, durch neue Lehrstühle gegen Vorurteile anzugehen?
U
Ich weiß, dass gemischte Klassen besser sind sind, als rein nationale
– aus meiner Tätigkeit als Lehrer (Rector magnificus)
SM
Wie soll das funktionieren, Vorurteile mittels Hochschulen bekämpfen?
U
Manche Lehrer denken zum ersten mal daran, Vorurteile so zu bekämpfen.
Absolut neuer Gedanke.
SM
In Deutschland auch Unis gegen Vorurteile,
hilfreich?
U
Zählt eine ganze Latte von werbenden Regionen auf ( incl. Eriwan )
– nur Deutschland fehlt.. ;-)
S
Nicht zuständig. (jedoch wohlwollend witzig)
SM
Vorurteil, dass die Deutschen in diesem Jahre keine
(Fußball-)Weltmeister werden?
S
Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben. (Fachmännisches
Blabla.)
U
Fußball ist der moderne Krieg. Instinktverhalten
pur. (persifliert mit Esprit internationales Fußballerniveau).
(Foto: "Gesicht gezeigt." ustinov03) )
END
[Frage von charly1 an den deutschen Top-Journalismus:
"Deutschland: Uni - Nein? / Instinktverhalten - Ja? / Chancen für Vorurteile - hier? "]
Bye!
charly1
( Carl-Elmar
Schulte-Schulenberg )
Schröder, Gerhard (*1944), deutscher Politiker (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen (1990-1998), Bundeskanzler (seit 1998), Vorsitzender der SPD (seit 1999).
Nach dem Wahlsieg der SPD in Niedersachsen
Die Mitglieder des SPD-Präsidiums, Rudolf Scharping,
Gerhard Schröder, Johannes Rau und Oskar Lafontaine (von links nach
rechts), zu Beginn ihrer Tagung am 2. März 1998 in Bonn. Am Tag zuvor
hatte die SPD bei den Landtagswahlen in Niedersachsen die absolute Mehrheit
gewonnen, Gerhard Schröder war klar als Ministerpräsident bestätigt
worden. Auf seiner Sitzung nominierte das Präsidium einstimmig Gerhard
Schröder zum Kanzlerkandidaten der SPD für die Bundestagswahl im
September 1998.Encarta EnzyklopädieEPA/DPA/Martin Gerten/AFP
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1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
( Allgemeine Copyrightanmerkungen
des Autors )
Schröder wurde am 7. April 1944 als Sohn eines Hilfsarbeiters im
lippischen Mossenberg geboren. Nachdem er eine kaufmännische Lehre absolviert
hatte, holte er 1966 das Abitur nach, studierte Jura und ließ sich
1976 in Hannover als Anwalt nieder. [...]
In der Außenpolitik rückte Schröder in manchen Bereichen
vom Kurs der USA ab; so übten er und Außenminister Fischer z.
B. deutliche Kritik an den zunehmenden Drohungen der USA gegenüber dem
Irak, dem die USA engste Verbindungen zum internationalen Terrorismus vorwarfen,
und sie hielten weiterhin im Gegensatz zu den USA, aber in Einklang mit den
übrigen EU-Mitgliedsstaaten an Jasir Arafat als dem offiziellen palästinensischen
Verhandlungspartner im Nahostkonflikt fest. Zusammen mit Tony Blair startete
Schröder im Februar 2002 eine Initiative zur Reform des Europäischen
Rates mit dem Ziel, die Arbeitsweise dieses Gremiums effizienter zu gestalten.
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Ustinov, Sir (seit 1990) Peter , eigentlich Petrus Alexandrus
von Ustinov, * London 16. 4. 1921, engl. Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler
russ.-frz. Abstammung. Schrieb zahlr. Theaterstücke (u. a. ›Romanoff
und Julia‹, 1956; ›Endspurt‹, 1962; ›Beethovens Zehnte‹, 1985); auch Opernregie;
als Filmdarsteller u. a. in ›Quo vadis?‹ (1952), ›Lola Montez‹ (1955), ›Spartacus‹
(1959).
(c) Meyers Lexikonverlag.
Ustinov wurde am 16. April 1921 als Sohn eines Journalisten russischer
Abstammung und einer französischen Mutter in Swiss Cottage (London)
geboren und besuchte von 1934 bis 1937 die Westminster-Schule. Nachdem er
eine Schauspielausbildung erhalten hatte, begann er seine Theaterkarriere
1938 beim Barn Theatre von Shere. [...]
Ustinov wurde mit einem Oscar als bester Nebendarsteller für Spartacus
(1960) und Topkapi (1964) ausgezeichnet. Seine vielfältige Begabung
stellte er darüber hinaus als Opernregisseur und Verfasser von Romanen
und Kurzgeschichten unter Beweis und legte seine Lebenserinnerungen in Dear
Me (1977; Ach du meine Güte) und My Russia (1983; Mein Rußland)
nieder. 1998 erschien sein Roman Monsieur René. Ustinov war ferner
als Sonderbotschafter der UNICEF und Rektor der Universität Dundee (1968-1974)
tätig. Er wurde 1990 in den Adelsstand erhoben.
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Literatur:
Ustinov, Sir Peter Alexander
Schönborn, F. v.: Peter Ustinov: Ich glaube an den Ernst des Lachens.
München, 1997.
Warwick, C.: Peter Ustinov. Schlitzohr und Gentleman. München, 1992.
Stewart, V. L.: Peter Ustinov and his World. An Authorized Biography. Nashville,
1988.
-
Friedrich-Ebert-Stiftung,
der SPD nahe stehende, gemeinnützige private Stiftung zur Förderung
des demokratischen Bewusstseins und der Völkerverständigung, gegründet
1925 als politisches Vermächtnis des ersten demokratisch gewählten
deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD).
Die Schwerpunkte der Stiftungsarbeit liegen in den Bereichen politische
Bildung, wirtschafts-, sozialpolitische und historische Forschung und Förderung
in- und ausländischer Studenten, Unterstützung der und Zusammenarbeit
mit den Entwicklungsländern im Bereich Bildung und Ausbildung sowie
internationaler Dialog. Die Friedrich-Ebert-Stiftung unterhält ein eigenes
Forschungsinstitut mit Sitz in BonnBad Godesberg. Sie verfügt dort
über die größte Spezialbibliothek und ein Archiv mit der
umfangreichsten Sammlung von Dokumenten über die deutsche und internationale
Arbeiterbewegung. 1933 wurde die Stiftung von den Nationalsozialisten verboten,
1947 wurde sie wieder gegründet.
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