Soeben bei n-tv-Maischberger, 24.06.2002, Uhr 17,15
Zu Gast:
Günter Wallraff , Schriftsteller, Journalist,
BILD-Kritiker
Peter Tamm, ehem. Vorstandsvorsitzender Axel. Springer AG
Thema:
50 Jahre BILD
--SM Sandra Maischberger
(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )
--
START
SM
Was kostet BILD heute?
Tamm
0,40 € (ausgabenunterschiedlich)
SM
Heutige Schlagzeile OK? („Rücktritt Stolpe“)
T
OK
SM
Was fasziniert an BILD
T
Ohne Füllfaktor.
SM
Woran litt Springer, wenn er BILD sah? („Ich leide wie ein Hund, wenn ich
BILD sehe.“)
T
Nicht so ernst gemeint. Springer drückte sich blumenreich aus.
Springer war genial und insofern „anders“. Mischung zwischen Frau und Mann.
(Kreativität u. Härte)
SM
Personalqualitäten bei BILD?
T
Das können Sie nur mit Verrückten machen. Das verbraucht.
Auflage entscheidet.
SM
Welke aktuellen Fehler bei BILD, - weil Auflage sinkt?
T
4,3 Mio. Auflage ist ja auch schon mal was. Sie ist nach wie vor
der größte Zeitungserfolg in Deutschland.
SM
Ist BILD der Philosophie des Gründers treu geblieben?
T
Ja.
BILD wird der Marke wegen gekauft, nicht wegen der Schlagzeile.
SM
1968 waren Sie alleinunterzeichnungsberechtigt.
Verantwortung für Mord an Rudi Dutschke
?
T
Das hat der Auflage genutzt.
SM
Jetzt erstmals Verlust gemacht. Ihre Analyse?
T
Kein Kommentar dazu. (Nicht mehr mein Job.)
SM
Kirch-ambitionen zur feindlichen Übernahme?
T
Als ich merkte, dass er Macht
wollte, ging ich in Opposition.
Kombination von bewegtem und herkömmlichem Bild jedoch - war eine
gute Idee.
SM
Gibt es jetzt „jemanden, der im Hintergrund“ die Strategie macht?
T
Unbekannt.
Mich freuen die derzeit ungeheuren Diskussionen über BILD.
Das ist das Optimum.
Werbe-PAUSE
SM
Lesen Sie BILD?
Wallraff
Nur sporadisch. ( iiiigitt ) BILD ist Schmiere, Umweltverschmutzung et
et et.
SM
Wie informieren?
W
Mehrere gute Zeitungen – mit kontroversen Darstellungen.
BILD ist keine Zeitung.
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SM
These Nr.1.: „Nach Wallraff jetzt BILD besser“ OK?
W
Nein.
SM
These Nr.2.: „Hätte es BILD gegeben, wäre Hitler nicht gekommen“
OK?
W
Nein
SM
Hat Springer jemals mit Ihnen diskutiert?
(Nach „Er leide wie ein Hund.“ u. seinem öffentlichen Diskussionsangebot.)
W
Nein.
SM
These Nr.3.: „Image des Dreckblattes abgestreift; man ist wieder mit allen
im Gespräch“ OK?
W
Ist von mir.
SM
Peter Boenisch?
W
Nicht dumm. Totschläger. Opportunist.
SM
BILD-Personal jetzt in wichtigen Beraterpositionen bei Parteipolitikern?
W
BILD regiert mit!
Kampfblatt für rechts.
SM
Postideologie obsolet geworden?
W
Nein.
SM
Axel C. Springer tot. Wie sind die jungen Nachfolger zu werten?
W
Die Jungchen sind zahn- u. kraftloser geworden.
Auf Schwächere treten sie. Man darf keine Angst haben.
SM
Aktuelle Ausgabe der persiflierenden „50-Jahreszusammenfassung“ (darf seit
Urteil nicht nachgedruckt werden) harmlos?
W
Nein.
Im Gegenteil: Todgefährlich!
(Erläutert vollendete Inhumanität des Blattes am Beispiel einer auf den ersten Blick witzig anmutenden, in Wirklichkeit jedoch unendlich tragischen Schlagzeile.
„Hausfrau erschlug sich mit Hammer nach Frühjahrsputz.“ )
END
(Anmerkung von charly1:
In meinen Kreisen hat BILD nie als "Zeitung" gegolten. Selbst, als ich
Pressearbeit für Pater Leppich SJ (Federkielchef Essen) machte,
wurde BILD als Bestandteil des deutschen Blätterwaldes nicht analysiert.
Eine Befassung mit diesem Organ kam einer kompletten Disqualifikation gleich.
BILD ist keine Zeitung.)
Bye!
charly1
( Carl-Elmar Schulte-Schulenberg
)
Wallraff, Günter (*1942), Schriftsteller und Journalist. Bekannt wurde er vor allem durch seine Enthüllungsreportagen wie Der Aufmacher. Der Mann, der bei Bild Hans Esser war (1977).
Wallraff wurde am 1. Oktober 1942 in Burscheid bei Köln geboren. Er wuchs im Arbeitermilieu auf und absolvierte nach der mittleren Reife eine Buchhändlerlehre. Als Kriegsdienstverweigerer musste er ein psychiatrisches Gutachten über sich erstellen lassen, das ihn als dienstunfähig auswies. Ein Tagebuch dieser Zeit erschien 1970 in dem Sammelband Von einem der auszog und das Fürchten lernte (auch unter dem Titel Mein Tagebuch aus der Bundeswehr). Von da an schrieb Wallraff vorwiegend Reportagen aus der Arbeitswelt, wobei er immer wieder vor Ort recherchierte. Frühe Industriereportagen wurden in den Sammelbänden Wir brauchen Dich. Als Arbeiter in deutschen Industriebetrieben (1966) und 13 unerwünschte Reportagen (1969) publiziert. Großes Aufsehen erregte Wallraff 1974 in Griechenland mit seinem Protest gegen die Militärjunta, woraufhin er verhaftet wurde, und mit der Aufdeckung der Putschpläne Spinolas in Portugal (Aufdeckung einer Verschwörung. Die Spinola-Aktion, 1976). Berühmt wurde er durch seine verdeckte Recherche unter dem Namen Hans Esser in der Redaktion der Boulevardzeitung Bild (Der Aufmacher. Der Mann, der bei Bild Hans Esser war, 1977; Bild-Störung, 1985). Auch für seine Erlebnisschilderung als türkischer Gastarbeiter (Ganz unten, 1985) wechselte Wallraff die Identität. Ziel war es hier, auf die ungerechte Behandlung ausländischer Arbeitnehmer hinzuweisen. Gemeinsam mit Bernt Engelmann verfaßte er das Buch Ihr da oben, wir da unten (1973).
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( Allgemeine Copyrightanmerkungen
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Bild-Zeitung, erstmals am 24. Juni 1952 unter dem Namen 10-Pf-Bild-Zeitung im Axel Springer Verlag erschienene Boulevardzeitung.
Sie erscheint werktags in 33 verschiedenen Stadt- oder Regionalausgaben und ist die größte Tageszeitung Europas. Die Auflage beträgt circa 4,7 Millionen Exemplare. Nach Rudolf Michael, Oskar Bezold, Karl-Heinz Hagen, Peter Boenisch , Günter Prinz, Horst Fust, Werner Rudi, Peter Bartels, Hans-Hermann Tiedje und Claus Larass wurde Udo Röbel ihr Chefredakteur.
Seit dem 29. April 1956 erscheint als Sonntagszeitung mit einer Auflage von etwa 2,65 Millionen Exemplaren die Bild am Sonntag. Des Weiteren gibt der Axel Springer Verlag die TV-Programmzeitschrift Bildwoche (gegründet 1983; Auflage ca. 617 000 Exemplare) und Computer Bild (gegründet 1996; Auflage ca. 826 000 Exemplare) heraus. Am 7. Juni 1996 wurde mit Bild online zudem eine über das Internet abrufbare Ausgabe ins Leben gerufen.
KirchGruppe
KirchGruppe, Medienunternehmen mit Sitz in Unterföhring bei München.
Die KirchGruppe gehörte ehemals zu den führenden Medienkonzernen
im internationalen Film- und Fernsehgeschäft und war (ab März 2000)
unter der KirchHolding in die drei Gesellschaften KirchMedia, KirchPay TV
und KirchBeteiligung gegliedert. Im Frühjahr 2002 reichten die Kerngesellschaft
KirchMedia (im April) und die KirchPay TV (im Mai) beim Amtsgericht München
Insolvenzanträge ein.
Die KirchGruppe wurde 1956 von Leo Kirch gegründet. Das Unternehmen startete mit dem Erwerb von Filmrechten (zumeist aus Hollywood) und dem anschließenden Weiterverkauf an Fernsehsender. Später folgten auch eigene Film- und Fernsehproduktionen. In einem Zeitraum von vier Jahrzehnten gelang es dem Konzern, eines der größten Spielfilmlager der Welt zu schaffen. Bedeutung hatten auch Beteiligungen an anderen Unternehmen. Die Holding kaufte beispielsweise 1989 den Deutschen Bücherbund auf und erwarb 1984 Beteiligungen am Axel-Springer-Konzern (Anfang 2002 über 40 Prozent). Das Unternehmen verfügte ebenfalls über Beteiligungen an zahlreichen kommerziellen Fernsehsendern (ProSieben, SAT 1, Deutsches Sportfernsehen, Kabel 1, DF1, Tele Cinco, Premiere, Telpiú, Mediaset und Teleclub), an Film- und Fernsehproduktionsgesellschaften (TaurusFilm, Beta Film, Unitel, TaurusProduktion, CBM, Neue Deutsche Filmgesellschaft, Filmproduktion Janus, Plaza Media, Scorpio Production) und Filmverleihunternehmen (Neue Constantin-Film) sowie an Verwertungsgesellschaften, wie z. B. der 1991 gegründeten ISPR (Internationale Sportrechte-Verwertungsgesellschaft). Die KirchGruppe erwarb u. a. die globalen Übertragungsrechte für die Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006 sowie die Mehrheit an den Übertragungsrechten von Rennen im Formel-1-Automobilsport.
Ein weiteres Geschäftsfeld der Holding bildete das Abonnementfernsehen oder Pay-TV. So gründete die KirchGruppe z. B. 1984 den Teleclub Schweiz, 1988 den Teleclub Deutschland und 1990 gemeinsam mit dem Bertelsmann-Konzern und dem französischen Sender Canal Plus den Sender Premiere (der deutsche Teleclub wurde in Premiere integriert). Eine Fusion von Premiere und DF1 wurde zwischen den Medienkonzernen Bertelsmann und der KirchGruppe im Frühjahr 1998 beschlossen. Nach Genehmigung unter Auflagen der Europäischen Kommission startete am 1. Oktober 1999 die neue Plattform unter dem Namen Premiere World. Im März 2001 erwarb die KirchGruppe Anteile des angeschlagenen Filmrechtehändlers EM.TV & Merchandising AG.
Um die verschiedensten Transaktionen des Unternehmens effektiv zu finanzieren, nahm die KirchGruppe hohe Kredite bei verschiedenen Geldinstituten auf. Im Dezember 2001 wurde in den Medien bekannt, dass sich diese Kredite zusammen mit Verbindlichkeiten für Options- und Lizenzzahlungen zu einem milliardenschweren Schuldenberg summiert hatten (um 6,5 Milliarden Euro). Insider ließen hierzu verlautbaren, der Konzern sei viel zu schnell in immer neue Geschäftsfelder vorgedrungen und habe dabei nicht vorhandenes Investitionskapital mit immer neuen Krediten überbrückt. Viele Film- und Übertragungsrechte (z. B. für Sportsendungen) seien zu überteuerten Preisen eingekauft worden, wobei sich die erhofften Umsätze nicht einstellten. Warum Banken und Aktionäre diese dramatische Entwicklung nicht stoppten, blieb unklar. Gegen Ende Februar 2002 galt der Medienkonzern offiziell als Sanierungsfall.
Es folgten wochenlange Verhandlungen zwischen Gläubigerbanken und
Investoren um die Medienunternehmer Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi
über die Zukunft der KirchGruppe. Weil die Verhandlungspartner sich nicht
auf eine Kapitalaufstockung einigen konnten, wurde die Pleite der KirchGruppe
unabwendbar. Anfang April 2002 reichte die KirchMedia, die Kerngesellschaft
des Konzerns, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht München ein. Im
Mai 2002 folgte der Insolvenzantrag von KirchPay TV.
Dutschke, Rudolf (Rudi), (1940-1979), deutscher Studentenführer. Dutschke wurde am 7. März 1940 in Schönfeld bei Luckenwalde in der Mark Brandenburg geboren. Da er den Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee verweigerte, durfte er in der DDR nicht studieren. Ab 1960 pendelte er nach Westberlin, wiederholte dort sein Abitur und schrieb sich an der Freien Universität Berlin für Soziologie ein. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 blieb Dutschke im Westen. 1963 schloss er sich der „Subversiven Aktion” an, die ein Jahr später im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) aufging. Dutschke entwickelte sich zum führenden Theoretiker des SDS; der breiten Öffentlichkeit wurde er durch provokante Reden und die Organisation von Demonstrationen gegen die bürgerliche Gesellschaft bekannt. Am 11. April 1968 wurde Dutschke durch ein Attentat lebensgefährlich verletzt. Nach seiner Genesung lebte er in London und Århus. Ab 1975 arbeitete er an einem soziologischen Forschungsprojekt an der Freien Universität Berlin und begann sich wieder politisch zu engagieren. Dutschke starb am 24. Dezember 1979 in Århus (Dänemark) an den Spätfolgen des Attentats.
1996 veröffentlichte Gretchen Dutschke, die Witwe von Rudi Dutschke, die Biographie Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben. Rudi Dutschke. Eine Biographie.
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